Geschichte von Schloss Thurnau

Ein kurzer Überblick von Nicolas Jagla

Das Schloss ist in seinem gegenwärtigen Erscheinungsbild das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, der mehrere Jahrhunderte umfasste. Die erste urkundliche Erwähnung eines „hus uf dem stein“ fällt in das Jahr 1239 und benennt die auf einem Sandsteinfelsen vom Rittergeschlecht der Förtsch erbaute Turmburg, die namensgebend für die angrenzende Siedlung Turnowe, heute Thurnau, war.

Nach dem Aussterben der Förtsch im Jahr 1564 übernahmen die Familien Giech und Künßberg die Herrschaft Thurnau. Führten sie anfangs noch die Geschicke gemeinschaftlich, kam es infolge von Streitigkeiten im Jahr 1576 zur Teilung des Schlosses. Die Künßbergs bewohnten seitdem die Gebäude des Unteren, die Giechs jene des Oberen Schlosshofes. Diese Entzweiung stieß in den darauffolgenden Jahrhunderten unterschiedliche Baudynamiken an. 1675 wurde das heute als Künßberg-Bau bekannte Gebäude im Unteren Schlosshof erbaut. Die Giechs errichteten in ihrem Einflussbereich zunächst um 1600 den nach seinem Bauherrn benannten Hans-Georgen-Bau, im Jahr 1714 folgte zwischen dem Centturm und dem Weißen Turm das Kutschenhaus und schließlich der Carl-Maximilian-Bau im Jahr 1731.  Inzwischen waren die Giechs 1695 in den Reichsgrafenstand erhoben worden, seit 1699 übten sie auch die hohe Gerichtsbarkeit aus. 1731 erwarben die Giechs von den Künßbergs den unteren Schlossteil und wurden damit alleinige Besitzer von Schloss Thurnau.

Hatten die Giechs als Reichsgrafen im 18. Jahrhundert noch die hohe Gerichtsbarkeit und damit die Landeshoheit inne, so verlor die Familie in den folgenden Jahrzehnten zunehmend an politischem Einfluss. 1796 ging Thurnau zunächst in preußische Herrschaft über, unterstand zwischen 1806 und 1810 französischem Einfluss und wurde 1810 schließlich bayerisch. Im Jahr 1848 erfolgte die Auflösung des Patrimonialgerichts zu Thurnau und die Abgabe des Patronats. Im Jahr 1938 starb mit Carl Lothar der letzte Graf von Giech kinderlos und der Besitz ging an die Familie Hiller von Gaertringen. 1966 wurden die Burg- und Schlossbauten in Wiesentfels und Buchau an private Interessenten verkauft. 1972 schließlich übergab man das Schloss Thurnau in die Verwaltung der Gräflich Giech’schen Spitalstiftung.

Literatur:

  • Uta von Pezold: Die Herrschaft Thurnau im 18. Jahrhundert, Kulmbach 1968 (Die Plassenburg 27).
  • Georg Schwarz: Das Schloß zu Thurnau. Beschreibung, historische Entwicklung, Bauherren, Bayreuth 1990 (Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken 170).
  • Hans Georg und Karl Hiller von Gaertringen (Hrsg.): Aufgewacht! Die Sammlungen der Grafen Giech auf Schloss Thurnau, Berlin/München 2016.